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16.10.2012

Seite zu MafI1:
http://www.inf.fu-berlin.de/lehre/WS12/mafi1/index.html

Klausurtermin(vermutlich): Letzte Vorlesungswoche oder erste/zweite Woche der Semesterferien/Vorlesungsfreien Zeit

Klaus Kriegel
kriegel@inf.fu-berlin.de
https://www.mi.fu-berlin.de/kvv/lecturer.htm?id=150
http://www.inf.fu-berlin.de/inst/ag-ti/members/kriegel.de.html
Sprechzeiten: Mi: 11:00-12:30 Uhr (R 115)

Abgabe von Übungsblättern in der Arnimallee 3 (treppe hoch) NICHTHT PI
Standardmäßig bis Freitag, Donnerstagsgruppen bis Montag um Zehn.

Logik und diskrete Mathematik


Logik 1:
Mengenlehre:
Kombinatorik:
Graphen:
Logik2

Aussagenlogik


Aussage


Definition


Eine Aussage ist ein formalsprachliches Gebilde, das entweder wahr oder falsch ist. 

Beispiele


Negation
Die Negation einer Aussage x wird mit ¬x  bezeichnet. Diese Operation kehrt den Wahrheitswert von x um, d.h. man  kann sie mit ¬0 = 1 und ¬1 = 0 als Funktion auf den Wahrheitswerten  beschreiben.

0 - falsch
1 - wahr

x | ¬x (macht x)
0 |  1
1 |  0

 Zur Verknüpfung von zwei Aussagen x und y stehen die folgenden Konstrukte zur Verfügung:
• die Konjunktion x ∧ y, gesprochen “x und y”;
• die Disjunktion x ∨ y, gesprochen “x oder y”;
• die Implikation x → y, gesprochen “aus x folgt y” oder “wenn x, dann y”
• die Aquivalenz x ↔ y, gesprochen “x genau dann, wenn y”,
• die Antivalenz x ⊕ y, gesprochen “entweder x oder y”.

x|    y | x ⋀ y    | x ⋁ y | x → y   | x ↔ y   | x ⊕ y
0|    0 |       0  |      0 |       1 |       1 |       0
0|    1 |       0  |      1 |       1 |       0 |       1
1|    0 |       0  |      1 |       0 |       0 |       1
1|    1 |       1  |      1 |       1 |       1 |       0


18.10.2012

Formeln der Aussagenlogik (FdA)



Definition


Sei Var eine Menge von Variablen (Var={x,y,z,x1,x2....})
Zusätlich die Symbole 0 und 1
       
       Formel(Term) ⟼ Syntaxbaum
                     ((((¬y)⋀z)↔(x→z))(¬x))
                          | --------------------(⋁)------------------------------|   
          |-----------↔-----------                                                   ¬
-------⋀-----                   ----                                                  |
¬             z                  x       y                                                 x
y              

Regeln für das Klammernweglassen


1. Beispiel

:
  ((((¬y)⋀z)↔(x→z))(¬x))    (kann man relativ einfach anhand der Baumstruktur überprüfen)
//Baum
=> (¬y⋀z↔x→z)⋁¬x

2. Beispiel

:
x⋀y v ¬ z ⋀ u  → ¬x ↔ y
(x⋀y v ¬ z ⋀ u  → ¬x ↔ y)
((x⋀y v ¬ z ⋀ u  → ¬x) ↔ y)
(((x⋀y v ¬ z ⋀ u)  → (¬x)) ↔ y)
((((x⋀y) v (¬ z ⋀ u))  → (¬x)) ↔ y)
((((x⋀y) v ((¬ z) ⋀ u))  → (¬x)) ↔ y)

Auswertung von Formeln mit Wahrheitstafeln (Wahrheitswerttabellen)

t= (x⋀¬y))-->(zvx))       t≡(¬x⋁x)
             s1      s2
x|y|z|¬y|x¬y|zvx|s1-->s2
0|0|0|1 |0   |0  |1   |
0|0|1|1 |0   |1  |1   |
0|1|0|0 |0   |0  |1   |
0|1|1|0 |0   |1  |1   |
1|0|0|1 |1   |1  |1   |
1|0|1|1 |1   |1  |1   |
1|1|0|0 |0   |1  |1   |
1|1|1|0 |0   |1  |1   |

Definition


Zwei Formeln s und t sind logisch äquivalent, wenn sie für jede Belegung der Variablen den gleichen Wert bekommen Notation s≡t. 
Nachweis durch Wahrheitstafeln möglich.
Alternative: Nutzung der Gesetze und Regeln der sogenannten Boolschen Algebra
Satz:Für beliebige Formeln s,t und r gelten die Folgenden Äquivalenzen

IN DER KLAUSUR DARF EIN MERKZETTEL MIT DEN ENTSPRECHENDEN GESETZEN GENUTZT WERDEN

//Regeln siehe Skript der Vorlesung Seite 7


Beispiel (was nicht im Script steht)
(¬(x⋀y) ⋁ u) ⋀ (¬(y⋁z)⋀¬y
≡ (¬(x⋀y) ⋁ u) ⋀ ¬y (Absorbtion + Kommutativität)
≡ ((¬x ⋁ ¬y) ⋁ u) ⋀ ¬y (deMorgan)
≡ (¬y ⋁ (¬x ⋁ u)) ⋀ ¬y (komm + abs)
≡ ¬y

Weitere Äquivalenzen (vgl Script S. 8)
(1) s→t≡¬s⋁t
(2) s↔t≡(s⋀t)⋁(¬s⋀¬t)
       ≡(¬s⋁t)⋀(¬t⋁s)
(3) (s→(t∧r)≡(s→t)∧(s→r)
(4) s→(t∨r)≡(s→t)∨(s→r)
(5) s∧t→r ≡ (s→r)∨(t→r)
(6) s∨t→r ≡ (s→r)∧(t→r) 

Def.: Sei s eine FdA, dann sei s erfüllbar wenn es (mindestens) eine Belegung für die Variablen gibt, für die s den Wert 1 annimmt
    s ist eine Tautologie, wenn s für jede Belegung den Wert 1 annimmt
    s ist eine Kontraktion, wenn s für keine Belegung den Wert 1 annimmt
    
23.10.2012


Prädikate und Quantoren

Ein Prädikat ist ein formelsprachliches Gebilde, das eine oder mehrere Variablen enthält, so dass bei Belegung aller Variablen durch Objekten aus einem vorher vereinbarten Individualbereich(Universum) eine Aussage (mit Werteberich 0 oder 1) entsteht.



Beispiel: "x ist Hauptstadt aus europ. Land"
U = Menge der Städte in Europa
P(London) -> wahr
P(Bernau) --> falsch

weitere Beispiele:
Q(x) = "x^2 = x"    Bereich N oder Q
R(x,y) = "x<y"      Bereich N oder Q

Q(3) -> falsch
Q(1) -> wahr
R(1,5)->wahr
R(3,2)-> falsch


Quantoren, Alilquantor ∀ für alle x∈U gilt...
           Existenzquantor ∃ es gibt in x∈U, so dass...
∀ x ∈N    Q(x= = "Für alle x∈N gilt x^2=x"
            -> falsch (Gegenbeispiel 3)
∃x∈N    Q(x= = "Es gibt ein x∈N mit x^2=x"
            -> wahr (x = 1)
∀x∈N  ∀y∈N  R(x,y)  -> falsch (x = 3 y = 2)
 -> wahr
    "Beweis": x = a finden wir y = a+1    a<a+1 wahr
    
∀y∈N  ∃x∈N  R(x,y) ->falsch
    für y =0 gibt es keine kleinere natürliche Zahl
Achtung: ∀x∈Q  ∃y∈R  R(x,y) ->wahr
         für y=a setze x=a-1

f:R->R
f ist stetig an der Stelle X0
∀ε>0 ∃√>o ∀x |x-x(irgendwas unten rechts vom x)|...

Negation: ¬∀x∈U P(x) ≡ ∃x ¬(P(x))
          ¬∃x∈U P(x) ≡ ∀x ¬(P(x))
          
Fakt: ∀x P(x) ⋀ ∀xQ(x) ≡  ∀x(P(x) ⋀ Q(x)
      ∃x P(x) ⋁∃xQ(x) ≡  ∃x(P(x) ⋁ Q(x)
      
Achtung: ∀x P(x) ⋁ ∀xQ(x)  ≠ ∀x(P(x) ⋁ Q(x)
         ∃x P(x) ⋀∃xQ(x) ≠  ∃x(P(x) ⋀ Q(x)

∀x∀y R8x,y) ≡ ∀y∀x R(x,y)
∃x∃y R8x,y) ≡ ∃y∃x R(x,y)

⚡⚡


Beweis für Wahrheit einer quantifizierten Aussage
1) In Standardform bringen, so dass alle Quantoren am Anfang stehen
2)Spiel:Ggenspieler darf alle Variablen vom Allquantor belegen
         Beweiser darf geeignete Belegungen für Variablen vom Wxistenzquantor wählen
3)Verifizierung der Aussage



Beispiel: " Für 2 verschiedenene rationale Zahlen gibt es immer eine, die dazwischen liegt." Bereich Q

∀x∀y (x<y) → ∃z(x<z ⋀ z<y)
Beweis:
    1) umformen: ∀x∀y    ¬(x<y) ⋁ ∃z (x<z ⋀ z < y)
                ≡ ∀x ∀y ∃z (x≥y)⋁ ∃z (x<z ⋀ z < y)
                ≡ ∀x ∀y ∃z (x≥y) ⋁ (x<z ⋀ z<y)
    2) Spiel:
        Gegenspieler x=a    y=b
        Beweis: z = (a+b)/ z
    3) Verifikation: Beweis: a ≥ b ⋁ (a<(a+b)/z ⋀ (a+b)/z
 < b)
     Fall_1: a ≥ b     fertig
     Fall_2: ¬a≥b  -> a<b -> a+a < a+b -> (a+a)/2<(a+b)/2
                     sowie a+b<b+b -> (a+b)/z < (b+b) / z = b
                     
keine weitere Aussage für Bereich N; Beweise, dass die Negation wahr ist
¬(∀x∀y (x<y) -> ∃z (x<z ⋀ z < y))
∃x∃y ¬[(x<y) -> ∃z (x<z ⋀ z < y))] 
∃x∃y [¬       ⋁                   ]  de morgan
∃x∃y [(x<y) ⋀ ∀z  ¬(x<z) ⋁ ¬(z < y)]  de morgan
2) Spiel: Beweiser x = 1    y = 2
    Gegenspieler: z = a
3) zu zeigen 1≥a ⋁ a≥z   -> :)


Beweistechniken (25.10.)



Ziel: Nachweis p→q
                p = verweis
                q = behauptung
                
-direkte Beweise                        p→q≡p→r⋀r→q≡p->r1⋀r1→r2⋀...⋀r_k→q
-indirekte Beweise  ->Kontraposition    p→q≡ ¬q→¬p
                    ->Widerspruch       p→q≡p⋀¬q→0
-Fallunterscheidung                    p→q≡(p⋀r→q)⋀(p⋀¬r→q)
Wahrheitstabelle (papierschiff hat keine lust)


25.10.2012
Abgabe in den Fächern in der Mathematik


Satz: Ist a ∈ N eine ungerade Zahl, dann ist (a+1)² durch 4 Teilbar.
Gedanke: wenn a ungerade ist, ist a+1 gerade (durch 2 teilbar) und durch das ² durch 4 teilbar.
Def.:  a ∈ N ist ungerade, wenn es ein k ∈ N gibt, so dass a=2k+1 
       a ∈ N, b ∈ N+. Dann ist b ein Teiler von a, wenn ein c ∈ N existiert, so dass a=b*c ist
       Notation: b|a

Beweis: a ist ungerade
=> ∃k∈N a     = 2k+1       |Def ungerade
=> ∃k∈N a+1   =(2k+1)+1    |
              =2k+2        |Asso.+Distributivität
              =2(k+1)      |
=> ∃k∈N (a+1)²=(2(k+1))(2(k+1))
              =4(k+1)²
=> 3k'  (a+1)²=4k'        |k' = (k+1)²
=> 4|(a+1)²                |Def. Teilbarkeit

Beweis durch Kontraposition: p→q=¬q→¬p
Satz: Ist a² ungerade, dann ist a ungerade
Beweis mit Kontraposition: a gerade → a² ist gerade
    a gerade
⇒ ∃k∈N a = 2k        |
⇒ ∃k∈N a² = (2k)²    |Quadrieren, Assoz. + Kommutativität
⇒        = 2(2k²)
⇒ a² ist gerade      |(Definition Teilbarkeit)

Widerspruchsbeweis: p→q ≡ p⋀¬q→0
Satz: Für jede natürliche Zahl n gilt:
      Ist √n keine ganze Zahl, dann ist √n auch nicht rational, 
      also irrational.
Definitionen und Fakten:
____________________
Beweis mit Widerspruch:
Annahme: √n ist keine ganze Zahl, aber √n ist rational.
    ⇒ √n = m/(m')    m,m' ∈ N+
      n = p_1^(k_1)*p_2^(k_2)*...*p_l^(k_l)
    wären alle Potenzen k_1 ... k_i gerade, dann wäre √n ganzzahlig, nämlich √n = p_{1}^{(k_{1})/2} * ...p_{i}^{(k_{i})/2} ⇒ Widerspruch
    => mindestens ein k_i ist ungerade

    o.B.d.A.(ohne Beschränkung der Allgemeinheit, ohne Bedenken des Autors, offensichtlich Beeinflusst durch Alkohol) ist k_1 ungerade 

    Betrachten Primzahlzerlegung für m und m'
        m = q1^{i1} * q_{j}^{ij}   m'= r1^(i'1)*....*rj^(i'j)
        √n = m/m' ⇒ n = m²/m'² ⇒ m² * n = m²
        r_1^{2i1}*...*r_j^{2ij}*p_i^{k}*.*p_i^{k1} = q_1^{2i1} * ... * q_j^{2ij}
    [linke Seite = *1; rechte Seite der Gleichung = *2]
            
        *1 = x∈N                   *2 = x∈N
        
        p1 tritt in x in ungerade Potenz auf. p_1 tritt in x in gerader potenz auf
        ⇒ Widerspruch zur eindeutigen Primzahlzerlegung von x

_____________________________________________
Beweise mit Fallunterscheidung:  p→q ≡ (p⋀r → q) ⋀ (p⋀(¬r) → q)
Satz: Für drei aufeinanderfolgende natürliche Zahlen k, k+1, k+2 ist mindestens eine davon durch 3 teilbar.

Beweis:
Fallunterscheidung nach k mod 3 = Rest beim Teilen von k durch 3:
    Fall1: k mod 3 = 0 ⇒ k ist durch 3 teilbar
    Fall2: k mod 3 = 1 ⇒ k+2 ist durch 3 teilbar
    Fall3: k mod 3 = 2 ⇒ k+1 ist durch 3 teilbar

_____________________________________________
Satz:
Ist p eine Primzahl > 3, dann ist p²-1  durch 24 teilbar.
{--Gedanke: p²-1 ist durch 8 und durch 3 teilbar
                        2*2*2 und durch 3 teilbar--}
Beweis: p²-1 = p²-1² = (p-1)*(p+1) | 3. binomische Formel
   Betrachte: (p-1),p,(p+1)        | Eine ist durch 3 teilbar,
                                     aber nicht p
⇒ 3 | p²-1
⇒ zu zeigen 8|p^2-1
p ist ungerade => 2|p-1 ⋀ 2|p+1

genügt zu zeigen, dass 4|p-1 oder 4|p+1
Fall1: 4|p-1 => fertig
Fall2: 4∤p-1, aber 2|p-1
    dh. p-1 hat beim Teilen durch 4 den Rest 2
     ⇒ p-1 = 4 * l +2     l∈N
     ⇒ p+1 = (p-1)+2 
           = 4l+2+2
           = 4l+4
           = 4(l+1)

Boolesche Formeln und Boolesche Funktionen




Syntax und Semantik:

Syntax    -  äußere Gestalt
    ~ Boolesche Formeln (/Terme)

Semantik  -  Bedeutung, Interpretation
    ~ Boolesche Funktionen

Definition: Die Variablen aus der Menge {x,y,z,x1,x2,x3....} und die Symbole 0 und 1 sind Boolesche Formeln(Terme) vom Rang 0. Sie werden Primformeln genannt.
                                        [Eine Primformel ist
                                         einfach eine Variable,
                                         die wahr oder falsch ist]
                {--Rang k: Höhe des Syntaxbaumes bei Herleitung--}
Anmerkungen: 
                -> Verweis: konjunktive/disjunktive Normalform
                -> u ⋀ x ⋀ y⋀ z = (((u⋀ x)⋀y)⋀z

Syntaxbaum und Rang
in der klammer ist der rang()
                                ⋀(4)
                        ¬(3)            ⋁(1)
                        ⋀(2)          y(0)    z(0)
                   x(0=    ¬(1)
                           y(0)
                           
                           
    Rangebestimmung: bottom up
    Rang = Höhe des Baum = längster Weg von Wurzel zu Blatt
    
    

Vorlesung vom 30.10.2012



Strukturelle Induktion
Ist P(t) ein Prädikat über dem Bereich der Boolschen Formeln und ist
Semantik (hatten wir früher schon gemacht, nun aber nicht mehr so einfach):
Def.: 
Eine Belegung einer Variablen Var ist eine Funktion w: Var-->|B (|B={0,1})
Für Var_n ={x_1,....,x_n} bezeichnen wir mit
Ω_n die Menge aller Belegungen w: Var_n → V
Beobachtung: Es gibt eine umkehrbare Funktion T_n: Ω_n → |B^n = Menge aller n-Tupel über |B

T_n(w) = (w(x1),w(x2)..., w(xn))
Umkehrfunktion: T_{n}^{-1}:B^{n} → Ω_n

T_n^-1(b_1,...,b_n)=w mit
      w(x_i)=b_i

Auswertung einer Formel unter einer Belegung
T_n = Menge der B formeln über {x1,....xn} und 0, i
W∈Ω_n
ɸ_n:Ω_n x T_n → B
1=ɸ(w,x_i) = w(x_i)            Definition für Primformeln
  ɸ(w,0) = 0
  ɸ(w,1) = 1

2) Sei ɸ_n(w,t) definiert, dann ist
    ɸ_n(w, !t) = !ɸ_n(w,t)

3) Seien ɸ(w,t), ɸ(w,s) definiert, dann ist 
    ɸ(w;s⋀t) = ɸ_n(w,s)⋀ɸ_n(w,t)
    ɸ(w;s⋁t) = ɸ_n(w,s)⋁ɸ_n(w,t)

Beobachtung:
ɸ_n(w,_): T_n → B
    Auswertung aller formeln unter Belegung w
ɸ_n(_,t): Ω_n → B
    Auswertung eines Terms unter allen Belegungen (Wahrheitstafeln)
ɸ_n(T_n^-1(_),t):|B^n-->|B
Ist die Interpretation des Terms t als Boolsche Funktion

Def: Ein n-stellige Boolsche Funktion ist eine Abbildung f:B^{n}→B
Beispiel
Wahrheitstabelle:
B^2|B         x1|x2|f(x1,x2)
0,0|0         0 |0 |0
0,1|1    <=>  0 |1 |1
1,0|0         1 |0 |0
1,1|0         1 |1 |0


B.Formel-->Boolsche Funktion
        <--                   ?
        Im Beispiel !x1^x2
        Allgemeines später
B_n: Menge aller Boolschen Funktionen, die n-stellig sind
(unendlich)
B= U B_n       B_0=|B=Konstante Funktion
  n=0

Wie groß ist B_n?
Wie viele Funktionen f:A-->B gibt es wenn |A|=k und |B|=l ist?
Die Anzahl ist l^k
Begründung:A={a1,a2,...,a_k}
f(a1)∈B, f(a2)∈B,...,f(ak)∈B
l Möglichkeiten*lMöglichkeiten* *l Möglichkeiten
-->l^k Möglichkeiten
B_n={f:B^n-->|B)
        |     |
        v     v
       k=2^n   l=2
|B_n|=l^k=2^(2^n)

n     |0|1| 2| 3 |  4  |    5     |
|B_n| |2|4|16|256|65536|4294967296|

Def: Zwei Formeln s,t ∈T_n sind semantisch äquivalent(logisch äquivalent), wenn ɸ_n(w,t)=ɸ(w,s) für alle w∈Ωn

Beobachtung: Für jede Formel tT_n gibt es unendlich viele äquivalente Formeln
t≡t^1≡t^(x1v!x2)
     ≡(t^(x1v!x2))^(x1v!x2)
     
Def: 
Seien s und t Boolsche Terme
Mit s[t/x] bezeichnen wir den Boolschen Term der entsteht, wenn man jedes Vorkommen von x in s durch den Term t ersetzt

s=(x^!y)v(!x) t=!yvz t'=x^z
s[t/x]=((!yvz)^!y)v(!(!yvz)
s[t'/x]=((x^z)^!y)v!(x^z)
s[t/z]=s
Syntaxbaum (mach mal wer)

Subtitutionstheorem: Seien s1=s2 äquivalente Terme, t ein weiterer Term, x eine Variable, dann gilt:
(1) t[s1/x] ≡ t[s2/x]
(2) s1[t/x] ≡ s2[t/x]

(!x^y)^zv!(xvy)
(a)≡((!x^y)^z)v(!x^y)   deMorgan+Doppelte Negation   (2)
(b)≡!x^y                Absorption                   (1)

(a)  !(xv!y)≡!x^y  t=((!x^y)^z)vu
        s1    s2   t[s1/u)≡t[s2/u]

(b) (x⋀z)⋁xx
        s1    s2
    
    t = ¬x⋀y
    s1[t/x] ≡ s2[t/x] (regel (2))
    
    

Vorlesung vom 01.11.2012


Konjunktive und disjunktive Normalformen

(KNF und DNF)
                 Auswertung
Boolesche Formeln ---------> Boolesche Funktionen
                  <---------
                      ?

Idee: Beispiel Antivalenz:
x1|x2|x1(antivalenz)x2
0 |0 |0
0 |1 |1
1 |0 |1
1 |1 |1

Aufgabe: Darstellung der Boolschen Formel
    Wann wird f(x1,x2)=1?
            ^
            =
            v
    Wenn (x1=1 und x2=0) oder (x1=0 und x2=1)
        t = (x1 ⋀ ¬x2)⋁(¬x1 ⋀ x2)
_______________________________________________
Wann wird f(x1,x2) = 0?
                ^
                =
                v
        s = (x1 ⋁ x2) ⋀(¬x1 ⋁ ¬x2)
    
    
Begriffe:                                                                          __
  
  Beispiele: x1^¬x3^x4 ist Minterm
             x1v¬x2vx3v¬x4 ist vollst. Maxterm über M4
             x1 und ¬x3 sind Max- und Minterme
            
    (x1^¬x3)v(x2^¬x4)vx3 ist DNF
    x1x3^x4            ist KNF und DNF
     (unterstrichenend sind maxterme)
     der ganze "term" ist aber auch ein minterm

Satz: Jede Boolsche Funktion f: B^n->B ist durch eine DNF df und eine KNF kf repräsentierbar, durch

df = ⋁              (x1^{b1} ⋀ x2^{b2} ⋀    ⋀ xn^{bn})
  (b1..bn)∈f^{-1}(1) 

kf = ⋀               (x1^{¬b1} ⋁ x2^{¬b2}    ⋁ xn^{¬bn})
  (b1..bn)∈f^{-1}(0)

wobei x^b = {x falls b=1}
            {¬x falls b=0}

Ausnahmen: Wenn f^{-1}()1 = ∅, dann df=0 und wenn f^{-1}(0) = ∅, dann kf=1

Anmerkung: die formeln df und kf aus dem satz nennt man die kanonische DNF bzw. KNF von f. Es kann wesentlich einfachere (kürzere) Darstellungen von f als KNF/DNF geben.

Beweisidee für df: Betrachte ein (b1,... bn) ∈ f^{-1}(1), dh f(b1,...bn)=!
Sei ω die entsprechende Belegung zu (b1,...,bn) ω=T^{-1}(b1,...bn), dh ω(x1)=b1... ,∪(x1)bn
Dann ist die Auswertung von x1^{b1}⋀ x2^{b2}⋀ ... ⋀ xn^{bn} unter ω gleich 1                       1   ⋀    1   ⋀ ... ⋀ 1 = 1

Für jede andere Belegung ω' ergibt die Auswertung 
Das V  sorgt dafür, dass df für
    f^{-1}(1)
alle (b1,...bn)∈f^{-1} den wert 1 bekommt.

Für jede Belegung eines (b1,...bn)∈f^{-1}(0) werden alle Minterme in df 0 und damit df selbst auch 0

Beispiel:
x1|x2|x3|f(x1,x2,x3)|Minterme(DNF)|Maxterme(KNF)
0 |0 |0 |  0        | ----------  | x1 ⋁ x2 ⋁ x3
0 |0 |1 |  1        | ¬x1 ⋀¬x2 ⋀x3|  --------   
0 |1 |0 |  0        | ----------  |  x1⋁¬x2⋁x3  
0 |1 |1 |  1        | ¬x1⋀x2⋀x3   |  --------   
1 |0 |0 |  1        | x1⋀¬x2⋀¬x3  |  --------   
1 |0 |1 |  1        | x1⋀¬x2⋀x3   |  --------   
1 |1 |0 |  0        | ---------   |  ¬x1⋁¬x2⋁x3 
1 |1 |1 |  1        | x1⋀x2⋀x3    |  --------   


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alternativ: KV-Diagramme

{-6.11.2012-}



Logische Signaturen und ihre Vollständigkeit



Eine Logische Signatur ist Menge von logischen Operationen und (evtl.) logischen Konstrukten
Eine logische Signatur ist vollständig wenn jede Boolsche Funktion als eine Formel über dieser Signatur dargestellt werden kann.

Bsp: 
 {0, 1, ⋀, ⋁, ¬, →, ↔ } Signatur der klassischen Aussagenlogik
 {0, 1, ⋀ , ⋁}          Boolsche Signatur (erweitert mit 0 und 1)
 {⋀, ⋁, ¬}             übliche Boolsche Signatur

Satz: {⋀ , ⋁, ¬} ist vollständig
  Beweis: Existenz von DNF und KNF für jede Boolsche Funktion
  ⇒ Signatur der Aussagenlogik ist vollständig

Satz: Die Signaturen  {⋀, ¬} und {⋁, ¬} sind vollständig.
Beweis: Zurückführung auf Vollständgkeit von {⋀, ⋁, ¬}.
Ersetzung von ⋁ durch ⋀ und ¬:
s ⋁ t ≡ ¬¬(s⋁t) ≡ ¬(¬s ⋀ ¬t)            --de'Morgan


NAND & NOR



Satz: die NAND-Signatur {|} ist Vollständig wobei x|y ≡ ¬(x⋀y)
Beweis: Rückführung auf {⋀,¬}
1) ¬x ≡ x|x
2) x⋀y ≡ ¬(x|y) ≡ (x|y)|(x|y)

Analog: Die NOR-Signatur ist vollständig {↓}

Prinzip: Sei Σ eine Signatur und Σ' eine vollständige Signatur.
Σ ist genau dann vollständig, wenn man jede Operation (oder Konstante) aus Σ' äquivalent darstellen kann durch Operationen und Konstanten aus Σ

Unvollständigkeit



Wann ist eine Signatur unvollständig
    → Wenn man mindestens eine Boolsche Funktion nicht realisieren kann!                          --Beispiel geben

Bsp:
  Signatur: {⋀,⋁} ist nicht vollständig
    → Konstante 0-Funktion ist nicht darstellbar, denn bei
      Belegung mit 1 für alle Variablen bekommen wir immer den
      Wert 1

  Signatur: {0,⋀,⋁} ist nicht vollständig, denn 1-Funktion ist
            nicht darstellbar.
  Signatur: {0,1,⋀,⋁} ist nicht vollständig
          (Negation fehlt. Beweis auf Übungszettel.
           Verweis monotone Funktion. Mit dieser Signatur lassen
           sich nur monotone Funktionen darstellen. Negation ist
           nicht monoton.)
  ohne Beweis.

Satz: Die Signatur {0,1,⊕} ist nicht vollständig.
Beweis:
  1) ⊕ ist assoziativ und kommutativ (Übung)
  2) x⊕x ≡ 0
     x⊕0 ≡ x
* Betrachte Formel über {0,1,⊕}
* Umstellen, so dass gleiche Variable in einem Block stehen
* Streiche alle Dopplungen
* übrig bleibt Antivalenz von vers. Variablen und evtl. einer 1
* die entstehende Funktion ist entweder konstant oder auf genau
  der Hälfte aller Belegungen ≡ 1
 => ⋀,⋁,→ nicht darstellbar (weil jeweils 3x 1 bzw. 0.)

  [(x⊕y)⊕(1⊕(y⊕z))]⊕[((x⊕z)⊕1)⊕(y⊕1)]
x⊕x⊕y⊕y⊕yz⊕z1⊕1⊕1
   ≡0     ≡0   ≡0   ≡0
≡ y⊕1

Mengenlehre



Cantor: Eine Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten und wohlunterschiedenen Objekten (der Realität oder unserer Anschauung)zu einem Ganzen (Objekte-Elemente, Ganzes-Menge)
a∈A: Objekt a gehört zur Menge A

Problem: Es gibt eine Menge aller Mengen → führt zum Widerspruch

Darstellung von Mengen
1) Auflistung
    z.B: {0,1,3,5} = {3,0 1,5}
    auch {0,1,2,...} = ℕ
    {0,2,4,6,...} Menge der Geraden Zahlen
2) ZF-Notation:
   Prädikat P(x) auf U  -- Universum
   M = {x∈U| P(x)} = Menge aller Objekte, für die P(x) wahr ist.

Bsp.: {x∈ℕ| x <= 100 ⋀ ∃y∈ℕ: x = y²}
     ={0,1,4,,9,16,25,36,49,64,81,100}

3) Venn-Diagramme

Achtung: {a,b,c,a,c} = {a,b,c}
             ↓
    sollte vermieden werden

Paradoxon von Russel
Betrachte B={x∈U|x∉x}
 B∈B?   B∈B ⇔ P(B) wahr ⇔ B∉B   → Widerspruch
 ⇒ Es gbt keine Menge aller Mengen

Gleichheit und Untermenge

zwei Mengen A und B sind gleich, wenn für jedes Objekt x gilt:
  x∈A ↔ x∈B

Eine Menge A ist Untermenge (Teilmenge) von B, wenn für jedes Objekt x gilt: x∈A → x∈B

Notation: A⊆B
Folgerung: A=B ⇔ A⊆B ⋀ B⊆A

Mengenoperationen vs. Logische Operationen

A,B,C Teilmengen eines Universums U
                    Mengen       |     Logik
Gleichheit      |   A = B        |    x∈A ↔ x∈B  -- Äquivalenz
Teilmengen      |   A ⊆ B        |    x∈A → x∈B  -- Implikation
Vereinigung     |   A ⋃ B        |    x∈A ⋁ x∈B  -- Disjunktion
Durchschnitt    |   A ⋂ B        |    x∈A ⋀ x∈B  -- Konjunktion
Mengenkomplement|   Ā=U\A        |    x∈Ā ↔ ¬ x∈A -- Negation
Mengendifferenz |   A\B          |    x∈A ⋀ x∉B   -- ?
symetrische Dif.|   A⊕B oder A÷B |    x∈A ⊕ x∉B  -- Antivalenz
Universum       |   U            |     ∀x x ∈U  -- 1
leere Menge     |   ∅            |    ∀x ∉∅    -- 0
Folgerung: Die Gesetze der Booleschen Algebra übertragen sich auf Mengen

        A ⋃ B = B ⋃ A 
        A ∩ B = B ∩ A   Kommutativität
        
        (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C)
        (A ⋃ B) ⋃ C = A ⋃ (B ⋃ C)  Assoziativität
        
        A ∩ (B ⋃ C) = (A ∩ B) ⋃ (A ∩ C)
        A ⋃ (B ∩ C) = (A ⋃ B) ∩ (A u C)  Distributivität
        
        A ⋃ A = A
        A ∩ A = A  Idempotenz
        
        A ⋃ U = U
        A ⋂ ∅ = ∅  Dominanz
        
        A ⋃ ∅ = A
        A ⋂ U = A  Identität
        
        A ⋃ (A ⋂ B) = A
        A ⋂ (A ⋃ B) = A  Absorption
        _____   _   _
        A ⋃ B = AB
        A ⋂ B = A ⋃ B  de Morgan'sche Regel
               
        A ⋃ Ā = U
        A ⋂ Ā = ∅  
//hier fehlt noch die doppelte Negation; = A
                    _
        A \ B = A ⋂ B

Def: Sei I eine Menge und für jedes i € I eine Menge A_i gegeben. Dann bezeichnet {A_i|i∈I} eine Mengenfamilie über der Indexmenge I.
Der Durchschnitt und die Vereinigung dieser Mengenfamilie ist wie folgt definiert:
 

U

A_i={x|∃i€I x∈A_i}
i∈I

BSP: I={2,3,4...}= ℕ \{{0,1}
    i∈I A_i= {n€ℕ | i|n}

A_i= {0}
i∈I


A_i= ℕ \{1}
i∈I


Begründung für (1):

A_i={x∈ℕ|∀ i€I x∈A_i} = {0}
i∈I

a ⊆: dh wenn x ∈ A_1 für alle i ∈I
    => x = 0
    Indirekt: Sei x > 0, x ∈ℕ
        => x+1 ∤x => x  ∉ A_(x+1)
        => nicht in



Begründung für (2):
(2)

A_i={x∈ℕ|∃i∈I x∈A_i} = ℕ \{1}
i∈I

a ⊆: Wenn x zu (irgend) einem A_i gehört => x≠1
    einfach weil i ≥ 2    i|x => x=0 oder x ≥ i -> x ≠ 1
  ⊇: wenn x=0 oder x ≥ 0 liegt in A_z und x > z liegt in A_x

Beispiel (Übung der Bioinformatiker)
I= N+={1,2,3...} U=R^2 Punkte in der Ebene
A_i ist die Kreisscheibe mit Radius i und Mittelpunkt (0,i)
Gesucht sind

A-i und

A_i 
[tafelbild mit 3 kreisen]

A_i=A_1

A_i= {(0,0)}⋁ R x R+
      ={(x,y)∈R^2|y>0 ⋁ x=y=0}
      
Def: Für eine Menge M wrd die Menge aller Teilmengen von M die Potenzmenge von M genannt und mit (Kaligraphisches P)(M) bezeichnet

(kal)P({a,b})={∅,{a},{b},{a,b}}
(kal)P(∅) = {∅} (!!!! und es ist nicht nur ∅)

Beobachtung: ist A eine endliche Menge mit n Elementen, dann ist die Potenzmenge von A eine 2^n-elementige Menge

Idee A={a1,a2,...an}
B ⊆ A beleibige Teilmenge
    a1∈B    x    a2∈B    x    
    a1∉B         a2∉B

Def: Eine Mengenfamilie {A_i|i€I} von nichtleeren Mengen wird Partition (Zerlegung) von A genau dann, wenn
[vergleich siehe script S.25]


Relationen


Def.: Ein geordnetes Paar ist ein 2 Objekten a,b zugeordneten Konstrukt (a,b) mit der folgenden Eigenschaft: 
(a,b) = (c,bd) <=> a = c und b = d

Das Kartesische Produkt von Zwei Mengen A und B besteht aus allen geordneten Paaren (a,b) mit a€A und b€B.
AxB={(a,b)|a€A^b€B


es geht weiter im Pad Mafi Teil 2

Sonderzeichen: ∈, ∉, ≡, ∀, ∃, ∅, ⋂, ⋃, ⋀, ⋁, ¬, →, ↔, ↓, ⇒, ⇔, ⟼, ☇, √, ∤, |, ≥, ≤, ∑, ⊕, ≠, ∪, ⊂, ⊃, ⊆, ⊇, ○, Ā, Ē, Ū, Ō, ⚡, Ω, ɸ, ω, τ, Σ, ℕ, ℤ